Sick-Building-Syndrom: Symptome, Ursachen, Behandlung und Vorbeugung
Viele Patienten haben bereits einen langen Leidensweg hinter sich und zahlreiche Fachärzte, Umweltberater und Heilpraktiker erfolglos aufgesucht. Sie leiden unter Kopfschmerzen, Müdigkeit, Augenreizungen oder anderen Beschwerden – die Ursache ist unklar. Einige von Ihnen leiden am so genannten Sick-Building-Syndrom, auch Gebäudekrankheit genannt.
Die Symptome und Krankheitszeichen, die die Betroffenen zeigen, scheinen damit zusammenzuhängen, dass sie sich zu lange in einem bestimmten Gebäude aufhalten. Häufig lassen sich jedoch keine konkreten Ursachen ausmachen.
Wir verraten Euch hier alles Wichtige über das Sick-Building-Syndrom (SBS) und erläutern, welche Behandlungswege existieren.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Was ist das Sick-Building-Syndrome?
- 2 Symptome des Sick-Building-Syndroms
- 3 Sick-Building-Syndrom besonders problematisch für Kinder
- 4 Welche Ursachen hat das Sick-Building-Syndrom?
- 5 Woher kommen diese Gifte und Feinstaube?
- 6 Wie wird die Diagnose gestellt?
- 7 Wie wird das Sick-Building-Syndrom behandelt?
- 8 Welche Möglichkeiten gibt es, um der Erkrankung vorzubeugen?
- 9 Fazit & FAQ
Was ist das Sick-Building-Syndrome?
Die internationale Konvention (WHO 1982, MULHAAVE 1989) spricht von einem Sick-Building-Syndrome…
…wenn bei über zehn bis 20 Prozent der Bewohner oder Beschäftigten in einem Gebäude unspezifische Symptome auftreten. Die akuten Beschwerden müssen dabei nach dem Verlassen des Gebäudes schnell wieder nachlassen.
In den meisten Fällen ist es jedoch nicht möglich, die Ursachen des SBS eindeutig zu bestimmen.
Mit anderen Worten: Das Sick Building Syndrom (SBS) bezieht sich auf eine Kombination von Symptomen, die bei Personen auftreten können, die sich in bestimmten Gebäuden aufhalten. Typische Symptome sind Kopfschmerzen, Augenreizungen, Müdigkeit, Schwindel und Hautausschläge. Das Sick-Building-Syndrom ist ein wachsendes Problem in vielen Gebäuden, insbesondere in Büros und Schulen.
Symptome des Sick-Building-Syndroms
Ein allgemeiner Verlauf des Sick-Building-Syndroms kann nicht vorhergesagt werden, da die Symptome stark von der Ursache abhängen. Auch der allgemeine Gesundheitszustand der Patienten beeinflusst die Ausprägung der Symptome des Syndroms.
- Sie klagen über ständige und anhaltende Müdigkeit, starke Erschöpfung, häufige Kopfschmerzen und Schwindelanfälle. Häufig treten auch Haut- und Schleimhauterkrankungen auf. Bei leichteren Verläufen wird häufig von allgemeinem Unwohlsein, Schlaflosigkeit und Abgeschlagenheit berichtet. Auch Atembeschwerden und Übelkeit treten auf.
- Die Betroffenen leiden mitunter unter Gedächtnisstörungen, starker Reizbarkeit und depressiven Verstimmungen. SBS kann sogar zu Allergien, einer Beeinträchtigung des Immunsystems, Leber- und Nierenfunktionsstörungen führen und damit das tägliche Leben erheblich einschränken.
- Atemwegserkrankungen können auch eine Folge des Sick-Building-Syndroms sein. Schlechte Luftqualität in Gebäuden, verursacht durch unzureichende Belüftung, Schadstoffe aus Möbeln und Baumaterialien, Schimmel oder Feuchtigkeit, kann zu Atemwegsbeschwerden führen. Dazu gehören Reizungen der Atemwege, trockener Husten, Halsschmerzen, Kurzatmigkeit oder asthmatische Anfälle. In einigen Fällen kann SBS auch zu einer Verschlechterung bereits bestehender Atemwegserkrankungen wie Asthma oder chronischer Bronchitis führen.
- Wird das Sick-Building-Syndrom durch eine hohe Schadstoffbelastung in Innenräumen verursacht, droht im schlimmsten Fall sogar eine Krebserkrankung, da viele Schadstoffe in der Innenraumluft als krebserregend gelten.
Sick-Building-Syndrom besonders problematisch für Kinder
Besonders gravierend kann das Sick-Building-Syndrom bei Kindern sein.
- Da Kinder im Verhältnis zu ihrem Körpergewicht ein größeres Atemvolumen haben als Erwachsene, nehmen sie auch größere Mengen an Schadstoffen aus der Luft auf.
- Kinder verbringen auch viel Zeit in Schulen und Kindertagesstätten, wo sie möglicherweise den Ursachen von SBS ausgesetzt sind.
- Dann beeinträchtigt es die Entwicklung und kann diese verzögern. Nicht selten leiden betroffene Kinder unter schulischen Problemen, weil sie sich nicht richtig konzentrieren können oder sich einfach unwohl fühlen.
Wird die Ursache des Syndroms nicht gefunden und bekämpft, werden sich die Beschwerden in den allermeisten Fällen weiter verstärken – sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen.
Welche Ursachen hat das Sick-Building-Syndrom?
Das Sick-Building-Syndrom kann verschiedene Ursachen haben. Eine der Hauptursachen ist eine schlechte Raumluftqualität, die durch unzureichende Belüftung und Luftzirkulation verursacht wird.
- Dies kann dazu führen, dass Schadstoffe wie Kohlenmonoxid, Stickoxide, flüchtige organische Verbindungen (VOCs) und Feinstaub in der Luft im Gebäude verbleiben und sich in höheren Konzentrationen ansammeln.
- Ist man diesen Giften und Feinstäuben über längere Zeit und regelmäßig ausgesetzt, kann sich ein Sick-Building-Syndrom entwickeln.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist der psychische Aspekt. Stress, zu wenig Tageslicht und ein schlechtes Arbeitsklima können zum Auftreten von SBS beitragen. Auch ein Mangel an Komfortfaktoren wie angenehme Temperaturen und Luftfeuchtigkeit kann das Wohlbefinden beeinträchtigen und somit SBS auslösen.
Woher kommen diese Gifte und Feinstaube?
Schadstoffe und Feinstaub, die das Sick-Building-Syndrom auslösen können, stammen aus verschiedenen Quellen in Innenräumen.
- Chemikalien in Farben, Klebstoffen, Lacken, Produkten zur Schädlingsbekämpfung und Reinigungsmitteln, die bei der Anwendung flüchtige organische Verbindungen (VOC) freisetzen.
- Ausgasungen aus Kunststoffen, Teppichen, Möbeln, Polstern und anderen Einrichtungsgegenständen, die bestimmte Verbindungen wie Formaldehyd, Benzol oder Phthalate freisetzen können.
- Feuchtigkeit und Schimmelbildung, insbesondere in schlecht belüfteten Räumen oder in Gebäuden mit Wasserschäden. Dies kann dazu führen, dass Schimmelsporen in der Luft vorhanden sind und eingeatmet werden.
- Tabakrauch, der nicht nur direkt durch das Rauchen, sondern auch durch den Kontakt mit Kleidung und anderen Oberflächen entstehen kann.
- Allergene wie Pollen, Hausstaubmilben und Tierhaare, die in der Luft schweben und allergische Reaktionen auslösen können.
- Feinstaub, der aus Luftverschmutzungsquellen wie Verkehr, Fabriken und Baustellen in die Innenräume gelangen kann.
- Keime, Pilzsporen, Gerüche, Schadstoffe und Pollen können aber auch durch nicht oder unzureichend gewartete Klima- oder Umluftanlagen in die Raumluft eines Gebäudes gelangen.
Besonders hoch ist die Gefahr in Altbauten, in denen noch Materialien und Stoffe verbaut wurden, die heute nicht mehr verwendet werden dürfen. Aber auch nach Sanierungen und Modernisierungen tritt SBS gehäuft auf, da die verwendeten Klebstoffe, Lacke und Materialien zu einer erhöhten Belastung führen können.
Wie wird die Diagnose gestellt?
Für Ärzte ist die Diagnose des Sick-Building-Syndroms eine große Herausforderung. Es ist eine gründliche Ursachenforschung notwendig, die am besten von Umweltmedizinern durchgeführt wird. Nur so kann festgestellt werden, ob nur Einzelpersonen oder Gruppen betroffen sind.
- Die Patienten müssen befragt werden, welche Beschwerden sie wo und wann haben, bei welchen Tätigkeiten sie auftreten und ob sich die Arbeitsbedingungen in letzter Zeit verändert haben. Der Arzt kann auch eine körperliche Untersuchung durchführen, um andere Grunderkrankungen auszuschließen, die ähnliche Symptome verursachen können.
- Wenn sich der Verdacht erhärtet, dass ein ungünstiges Raumklima oder Schadstoffe durch chemische Ausdünstungen für die Beschwerden verantwortlich sein könnten, müssen Raummessungen durchgeführt werden. Auch Klimaanlagen sollten in diesem Zusammenhang überprüft werden.
Wie wird das Sick-Building-Syndrom behandelt?
Es gibt keine einheitliche Therapie. Vielmehr muss sich die Behandlung an den individuellen Voraussetzungen und Beschwerden orientieren. Die Hauptpfeiler der Therapie sind die Beseitigung der Ursachen bzw. einer Verringerung des Risikos der Exposition gegenüber Luftschadstoffen und die Linderung der Symptome.
- Symptomatische Behandlung: Medikamente können eingesetzt werden, um die Symptome von SBS wie Kopfschmerzen, Augenreizungen oder Atembeschwerden zu lindern. Beispiele sind Schmerzmittel, Nasensprays oder Augentropfen. Auch Antidepressiva und Antiallergika werden häufig bei der Behandlung eingesetzt.
- Expositionsminderung: Eine wichtige Maßnahme zur Behandlung von SBS ist die Minimierung der Exposition gegenüber Schadstoffen oder Allergenen in der Luft. Die Umsetzung von Wartungsplänen für Belüftungssysteme, die Kontrolle der Luftfeuchtigkeit und die Verwendung umweltfreundlicher Reinigungsmittel können dazu beitragen.
- Verbesserung der Luftqualität: Luftreiniger oder Luftfilter können in Innenräumen eingesetzt werden, um die Luftqualität zu verbessern und Schadstoffe aus der Luft zu filtern.
- Veränderung des Arbeitsplatzes: In einigen Fällen kann eine Änderung des Arbeitsplatzes erforderlich sein, um die Exposition gegenüber Schadstoffen oder Allergenen zu minimieren. Beispielsweise kann eine Person mit SBS-Symptomen in einen anderen Bereich oder eine andere Abteilung versetzt werden, die weniger Schadstoffen ausgesetzt ist.
- Oft ist daher auch eine Sanierung der Räume erforderlich. Dabei muss die Schadstofffreiheit aller verwendeten Materialien ganz besonders im Auge behalten werden. Auch eine optimierte Wartung eventueller Klimaanlagen und Lüftungssysteme kann ein Bestandteil der Behandlung sein.
Darüber hinaus sollte mit allen Mitarbeitern bzw. Bewohnern des betroffenen Gebäudes gesprochen und über die Situation aufgeklärt werden, dabei können Tipps zum Umgang geboten werden (Einsatz von Schadstoffe, richtiges Lüften etc.)
Welche Möglichkeiten gibt es, um der Erkrankung vorzubeugen?
Im Idealfall sollten Maßnahmen zur Vorbeugung des Syndroms ergriffen werden, damit die Symptome gar nicht erst auftreten.
Verbessern Sie die Luftqualität
- Regelmäßiges Lüften kann dazu beitragen, die Luftqualität in Innenräumen zu verbessern, indem es den Austausch von verbrauchter Luft durch frische Luft ermöglicht. Am besten wird mehrmals täglich für fünf Minuten stoßgelüftet.
- Ein wichtiger Schritt zur Vorbeugung von SBS ist die regelmäßige Wartung von Lüftungsanlagen, um sicherzustellen, dass sie ordnungsgemäß funktionieren und die Luftzirkulation fördern. Die regelmäßige Reinigung von Lüftungsanlagen und Luftfiltern kann dazu beitragen, Schadstoffe und Allergene in der Luft zu reduzieren.
- Luftreiniger können ebenfalls dazu beitragen, Schadstoffe in der Luft zu reduzieren und damit das Risiko von SBS-Symptomen zu minimieren.
Das Gebäude prüfen und Messungen durchführen
Regelmäßige Inspektionen und Luftmessungen in Innenräumen können dazu beitragen, potenzielle Quellen von Schadstoffen oder Allergenen zu ermitteln und geeignete Maßnahmen zur Beseitigung von Problemen zu ergreifen.
Schimmelbildung kann einer der Hauptauslöser von SBS sein. Es ist wichtig, die Feuchtigkeit in Innenräumen zu kontrollieren, um Schimmelbildung zu vermeiden. Dies kann durch regelmäßiges Lüften, den Einsatz von Luftentfeuchtern und die Reparatur von undichten Stellen oder Schäden an Rohrleitungen erreicht werden.
Für eine erfolgreiche Sick-Building-Syndrom-Prävention ist es wichtig, bereits beim Neubau, bei der Sanierung und auch bei jeder Renovierung darauf zu achten, dass nur schadstoffarme Stoffe, Materialien und Raumausstattungen verwendet werden.
Die Umgebung und weitere Faktoren
- Eventuell wird es auch notwendig sein, neue Büromöbel anzuschaffen und beim Kauf bewusst auf die Schadstoffbelastung zu achten. Anstelle von Laserdruckern können Tintenstrahldrucker eingesetzt werden, da erstere zur Erhöhung der Feinstaubbelastung in der Raumluft beitragen.
- Chemikalien in Reinigungsmitteln können VOCs freisetzen, die SBS-Symptome auslösen können. Um das Risiko zu minimieren, können umweltfreundliche Reinigungsmittel verwendet werden, die keine schädlichen Chemikalien enthalten.
- Pflanzen können zur Verbesserung der Luftqualität in Innenräumen beitragen, indem sie Schadstoffe absorbieren und Sauerstoff produzieren. Die Verwendung von Pflanzen in Innenräumen kann dazu beitragen, das Risiko von SBS zu minimieren.
- Ein gesunder Lebensstil kann dazu beitragen, das Immunsystem zu stärken und das Risiko von SBS-Symptomen zu minimieren. Dazu gehören regelmäßige Bewegung, gesunde Ernährung und ausreichend Schlaf.
Fazit & FAQ
Das Sick Building Syndrom ist ein komplexes Gesundheitsproblem, das von vielen Faktoren beeinflusst wird, darunter Luftqualität, Raumklima und individuelle Empfindlichkeit. Die Symptome können von Person zu Person variieren und reichen von Kopfschmerzen und Augenreizungen bis hin zu Atemwegserkrankungen und Erschöpfung.
Vorbeugende Maßnahmen wie regelmäßiges Lüften, die Kontrolle der Luftfeuchtigkeit, die Verwendung umweltfreundlicher Reinigungsmittel und der Einsatz von Luftreinigern sind hilfreich, um SBS zu vermeiden. Wenn eine Person bereits unter SBS-Symptomen leidet, können symptombezogene Behandlungen und die Verringerung der Luftverschmutzung zur Linderung beitragen.